close

Was suchen Sie?


Einfach tippen und »Return« drücken
close

Geschichte erleben

von Janne, Cynthia, Falk- 9c

Besuch des Konzentrationslagers Neuengamme: Ein Bericht von SchülerInnen des 9ten Jahrgangs

Der neunte Jahrgang hat am 15.März 2022 Führungen durch die Gedenkstätte Neuengamme erleben dürfen. Es war ein emotionsreicher Tag mit Geschichten aus der Kriegszeit. Wir erfuhren viel über Autobiografien von den Häftlingen – teils beindruckende Lebensgeschichten von Überlebenden aber auch erschütternde von denen, die dort gestorben sind und deren Angehörigen.

 

Die Führung begann bei einem Wagon, der heute an diejenigen erinnert, die ab 1943 Häftlinge direkt ins Lager transportieren. Auf einer Betonplatte sind Fußabdrücke eingedrückt, um zu verdeutlichen, wie eng die Menschen in diesen Wagons stehen mussten. 80-100 Häftlinge wurden auf 21 qm über 48 Stunden transportiert, bis sie das Lager erreichten. Allein die Fahrt überlebten viele Menschen nicht. Die generelle Lebenserwartung der Häftlinge in so einem Konzentrationslager lag in den Sommermonaten bei nur drei Monaten, und im Winter bei erschütternden drei Wochen.

Weiter ging es für uns zu der Birkenallee, die als erste Gedenkstätte für die Opfer der damaligen Brutalität errichtet wurde. Nach Kriegsende 1945 wurde das Konzentrationslager Neuengamme in ein Gefängnis für Männer umfunktioniert und später auch für Jugendliche und bestand dort so bis 2004. Seit 2007 gilt die gesamte Fläche als Gedenkstätte.

Das Krematorium, heute zugemauert und mit einem Gedenkstein versehen, ist damals ein grauenhafter Ort gewesen: Ein Ort, wo tausende von Menschen erst gefoltert, dann gestapelt und anschließend verbrannt wurden. Viele Leute denken bis heute, dass diese Taten von den SS Männern durchgeführt wurden, jedoch mussten die Mithäftlinge diese Aufgabe erzwungener Weise übernehmen. Jeden Tag mussten Häftlinge ihre Mithäftlinge Stufen runtertragen, aufeinanderlegen und letztendlich Person für Person verbrennen. Doch was diese Gräueltaten noch mehr am Menschenverstand zweifeln lässt, ist, dass die Öfen für eine einzelne Person erbaut wurden, aufgrund des abgemagerten Zustandes der Häftlinge jedoch bis zu fünf Häftlinge gleichzeitig verbrannt wurden. Heute sind die Wege zugemauert und ein Stein mit den Worten ‚Platz des Krematoriums im ehemaligen Konzentrationslager Neuengamme‘ steht auf dem Platz dieser unvorstellbaren Handlung.

 

Als unsere Gruppe den Hauptplatz erreichte, sahen wir nur eine Grundrissformation aus Steinen, kein Haus, kein Gebäude. Als unser Tourguide uns gedanklich ein Bild malte, wie es dort früher aussah, überkam uns Gänsehaut. Er beschrieb Wohn- und Funktionsbarraken. Das Wort Wohnbarrake ist jedoch eigentlich zu freundlich, da es Holzbarraken waren, in denen die Häftlinge nachts schlafen und morgens, mittags und abends eine Mahlzeit zu sich nehmen durften. Die Betten waren dreistöckige Betten, die nicht mal 1.50 Meter lang waren – in jeder Etage schliefen drei Personen.

Im Gegensatz zu den Häftlingen hatten die SS Männer, die dort die Aufsicht hatten, ein gutes Leben in dem Konzentrationslager Neuengamme. Ihre Wohnbarraken waren großzügiger, boten mehr Privatsphäre und waren insgesamt deutlich besser ausgestattet. Außerdem beinhalteten sie einen Schutzbunker, der vor einem Bombenanschlag schützen sollte. Die SS-Männer hatten auch Freizeit, die sie zum Beispiel in einem Kino, welches extra für sie erbaut wurde, verbrachten. Was wir noch dazu erfuhren, enttäuschte uns sehr: Es ist nicht so, dass wir es anders erwarteten, aber von unserem Tour Guide direkt gesagt zu bekommen, dass die SS Männer das alles freiwillig taten, war einfach nur schrecklich. Jeden Tritt, jeden Schlag, jeden Tot, hatten sie sich aussuchen dürfen und es so gewollt. Diese Gräueltaten ohne jegliche Menschenachtung, fundiert auf freiem Willen, sind die schlimmsten Dinge, die wir jemals gehört haben. 

Nachdem wir den Gebäudekomplex, in welchem die Häftlinge untergebracht waren, besuchten, ging es in das große Klinkerwerk. Die Brennöfen und andere Gerätschaften wurden dort bereits abgebaut, allerdings ist die Grundstruktur immer noch vorhanden. Wenn man das Gelände betritt, sieht man zunächst drei hohe Gebäude. Zwei der Hallen sind betretbar und es existieren viele Hinweise darauf, dass es nicht darum gegangen war dort möglichst effizient zu arbeiten, sondern darum, die Häftlinge möglichst stark zu quälen. Für die Loren beispielweise, welche beladen ca. zwei Tonnen wogen, gab es keine Transportmittel und die Häftlinge mussten diese von Hand schieben. Wenn man sich weiter über das Gelände bewegt fällt einem ein besonders Haus auf, da es nicht auf das Gelände zu passen scheint. Wir fragten uns, was es mit diesem Haus auf sich hatte. Uns wurde erklärt, dass es das Haus vom Kommandanten Pauly mit seiner Frau und seinen fünf Kindern war. Seine Familie und er lebten direkt dort, wo er tausende von Menschen folterte und letztlich mordete. Paulys Haus befindet sich nur einige Meter neben den Tongruben. Er konnte von seinem Haus genau sehen, wie die Menschen Tag für Tag schufteten und wie täglich unzählige Menschen starben. Er zeigte keinerlei Scheu vor diesem für uns untragbaren Anblick. Schließlich gab es einen Prozess gegen ihn und er wurde wegen seiner Taten verurteilt.

Auch der Zweig der Dove-Elbe, welcher von der Elbe direkt zum Konzentrationslager verläuft, sieht heute so harmlos aus, jedoch mussten damals tausende von Häftlingen bei der Vergrößerung des Flusses sterben. Sie sollte als Warentransport nach Hamburg genutzt werden und die Häftlinge sollten die Möglichkeit für den Warentransport schaffen. Eine sehr schöne und jedoch traurige Geschichte wurde uns zu den Bauarbeiten erzählt. Damals ist ein erst 16-jähriger Junge mit seiner Schubkarre in den Fluss hineingefallen. Er konnte nicht schwimmen und der Wärter ließ ihn einfach ertrinken. Als ein anderer Häftling dies sah, warf er seine Schubkarre hinterher und eilte dem Jungen zur Hilfe. Nachdem er den Jungen gerettet hatte holte er noch beide Schubkarren aus dem Fluss hinaus, damit keiner von beiden für das verlieren der Arbeitswerkzeuge bestraft wurde.

 

Obwohl weitaus mehr Menschen starben, können nur 25.000 Namen der Verstorbenen an die Taten erinnern, weil das Gebäude zu klein für mehr ist. Nicht weit von dem kleinen Gebäude entfernt steht ein schmaler, hoher Turm. Als das Gefängnis auf dem Gelände des Konzentrationslagers platziert wurde, erbaute man diesen Turm, um allen die dort sterben mussten, zu gedenken. Auf dem Weg zum Turm kann man sich an der Seite Steine mit vielen Ländern der damaligen Insassen ansehen. Dort hat uns die Biografie von Nada Verbic besonders beindruckt. Die Slowenin (*28.11.1914 Ljubljana, †20.2.2012 Ljubljana) wurde wegen Widerstandstätigkeit festgenommen und befand sich vier Monate in dem KZ Revensbrück. Danach war sie ständig in jegliche Außenlager von Neugamme verlegt worden. Sie musste an einem Menschenversuch teilnehmen, bei welchem geguckt wurde, wie lange Zivilisten es bei einem eventuellem Gasangriff aushalten. Danach kam sie zu „Camp Churchchill“ in Altona, ein Ort für displaced Persons. Dort hat sie das Camp geleitet und hat dort den Alltag organisiert, einige Jahre später kehrt sie zurück in ihr Heimatland.

 

Wir empfanden die Gedenkstätte zugleich als schönen und schrecklichen Ort. Es war überwältigend, wie bloße Steinreste oder Gewässer einen so bedrückt und hilflos fühlen und in die Geschichte zurückblicken lassen. Für diese Erfahrung bedanken wir uns bei unserer Schule und bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Gedenkstätte Neuengamme. Wir kommen gerne wieder – für mehr Geschichte und Bewusstsein!

Neuengamme

Der 9.te Jahrgang besuchte das Konzentrationslager in Neuengamme

Jeder ist einzigartig

Der Q1-Jahrgang forscht zum genetischen Fingerabdruck. 

Frühlingskonzert

Die neue Jahreszeit wurde musikalisch begrüßt! 

Tag der Gleichberechtigung

Die AG "Alster ohne Diskriminierung" kührt Sieger des Kreativwettbewerbs und ruft auf zu mehr Toleranz und Akzeptanz. 

Bunt und Laut

Die Q2 feiert sich selbst mit den Mottotagen!

Made with by G16 Media GmbH - Kiel
//